Der Grund, warum sich die drei höchsten Schwarzgurte des Kempo-Stils Lung Chuan Fa am 21. März in der kleinen Sporthalle in Hohenhausen einfanden, mündete letztlich in zwei Fetzen Stoff, mit denen sich meine Trainingspartnerin Ella und ich zukünftig den Gi zusammenbinden: die braunen Gürtel für Ella und mich. Die zwei Wochen zuvor konnte ich zwar kaum trainieren, da mich eine ungewöhnlich hartnäckige Bronchitis in Schach hielt, doch reichte die Kondition knapp, um den Anforderungen von Witalli, Roman und Florian zu genügen.
Die Technik saß sowieso, sonst hätten wir uns den Prüfern gar nicht gestellt. Schließlich gehören Träger des braunen Gurtes schon langsam zur Oberstufe unter den Schülern. Und bei denen gehört es eigentlich zum Standard, dass sie keine Motivation durch Trainer oder Lehrer mehr brauchen. Die Vielzahl an unterschiedlichen Techniken ist so fordernd, dass man ohne Eigeninitiative und Eigentraining die nächsten Schritte auf dem Weg zur Meisterschaft nicht mehr schafft. Als berufstätiger Familienvater war das gar nicht so einfach, sich drei- bis viermal in der Woche den Freiraum zu organisieren, um dieses Trainingspensum zu schaffen.
Doch Job und Familie spielten mit, und die Knochen hielten den Belastungen auch stand. Was in meinem Alter so langsam keine Selbstverständlichkeit mehr ist, denn jede Verletzung dauert mindestens dreimal so lange, bis sie wieder auskuriert ist, wie in jungen Jahren. Und Wehwehchen gibt es, wie in fast jeder ernsthaft betriebenen Sportart, eben doch immer mal. Egal, unsere Prüfer waren zufrieden. Seit Mitte März kann ich mir nicht mehr „nur“ den blauen Gürtel im Judo, die orangene Schärpe im Kung Fu oder den blau-braunen Gurt im Taekwondo umbinden, sondern auch den braunen Gurt im Lung Chuan Fa Kempo. Ab jetzt wird Schwarz ins Visier genommen!