Training

Sensei YouTube – Sai Kata auf Distanz

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Sensei YouTube – oder kann man mit YouTube tatsächlich Kampfkunst lernen? Hm, eigentlich habe ich dazu eine ziemlich eindeutige Meinung: Nö, geht nicht. Das „echte“ Training mit einem Trainer oder Lehrer kann nicht ersetzt werden durch das Glotzen am PC. Denn es geht ja um viel mehr als nur die reine Bewegung.

Aber ganz ehrlich: Na klar schaue ich selber nach dem einen oder anderen Move, nach einem Trick oder einer Interpretation, die ich gern lernen möchte. Ein paar schöne Bo Tricks hab ich tatsächlich so auf die Reihe bekommen. Manchmal geht es nicht anders, man kann ja nicht immer gleich zu einem Trainer hinfahren.

Aber in Corona-Zeiten, mit Kontaktsperre und Social Distancing, wird man einfach gezwungen, sich Gedanken um alternative Möglichkeiten des Miteinanders, auch des miteinander Trainierens zu machen. Es war Zufall, dass mich die Frage einer befreundeten Kempoka aus Wesel kurz vor dem Lockdown erreichte: Kannst Du mir Eure Sai-Form mal zeigen? Ich würd die so gerne lernen.

Social Distancing vs. Kempo?

Klar kann ich. Aber zwischen Mareike und dem Kalletal liegen 200 Kilometer. Und direkter Kontakt war durch den Lockdown gar nicht möglich. Aber geht nicht gibts nicht! Könnte man nicht zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen? Zum einen ein digitales Lehr- und Lernformat entwickeln und ausprobieren. Und dann auch noch eine Menge dazulernen, wenn es um das digitale Publizieren selber geht? Die Idee im Kopf, habe ich mir Gedanken über das Wie gemacht. Mareike hat schon einige grundlegende Basisübungen mit dem stählernen Dreizack gemacht, musste also nicht ganz von vorn anfangen. Und als Braungurt im Kempo, mit den Shaolin-Mönchen Manfred und Joachim als geniale Lehrer, ist sie natürlich sattelfest, wenn es um das allgemeine Verständnis von Kata geht.

Wir lehren Kata in der Regel in kleinen Schritten. Das machen die meisten Kampfkunstlehrer so. Also habe ich die Sai-Kata in sinnvolle Häppchen unterteilt und die dann im Selfie-Modus aufgenommen. Schön langsam, damit die Bewegungen deutlich werden. Um es möglichst nachvollziehbar zu machen, hab ich eine zweite Kamera von der Seite mitlaufen lassen. Immer bei einem Break habe ich die Sai an der Kamera vorbei „abgegeben“. Ohne Kameramann (war ja untersagt) gar nicht so einfach. Aber so hatte ich eine Überleitung. Und natürlich bin ich die Kata ebenfalls komplett gelaufen (nicht nur einmal, das kann ich Euch verraten!), bis sie möglichst gut im Kasten war.

Kampf mit dem Computer

Dann habe ich mit meiner digitalen Beute angefangen, daraus eine Video-Lerneinheit zu machen. Und zwar möglichst so, wie es auch im täglichen Training gemacht wird. Zunächst die gesamte Kata zeigen. Dann habe ich die erste Sequenz, in Slow Motion und mit vielen Kommentaren, angefügt. Diesen Streifen habe ich dann Mareike geschickt. Die hat sich das angeschaut und angefangen, die erste Sequenz zu üben. Als sie meinte, sie sei halbwegs fit, hat sie ihre Sequenz aufgenommen und an mich gesendet. Die habe ich dann per Mail und WhatsApp „korrigiert“, ihr also Kommentare geschickt. Hier die Stellung etwas anders, da die Drehung. Aber die junge Dame, die auf ihren 1. DAN hin trainiert, hat das schon verdammt gut umgesetzt.

Und jetzt kam die zweite Sequenz, die ich an das Gesamtwerk angehängt habe, wieder mit „Übergabe“. Und dann ihre Erwiderung, die wieder Eingang ins Video gefunden hat, danach die dritte und so weiter. Neben der reinen Aufnahme war der Zusammenschnitt des Videos, also das Sitzen vor dem Rechner, das Einpassen der Einstellungen, die Kommentare, die eigentlich zeitfressende Aufgabe. Das ganze Ergebnis ist mittlerweile auf YouTube hochgeladen.

Also: Man kann tatsächlich digital lernen, auch ohne den direkten Kontakt. Natürlich ist das nur eine Krücke, denn Kampfkunst ist mehr als nur eine Folge von Bewegungen. Viele Erklärungen oder Details kann man nur vis-a-vis vermitteln. Doch beim nächsten physischen Treffen, beim nächsten gemeinsamen Training, können wir wunderbar an Details arbeiten und halten uns nicht mehr an dem gesamten Ablauf der Form fest. Die sitzt. Und da das Internet nichts vergisst und das Video der gemeinsamen Anstrengung online zu finden ist, ist das Resultat auch eine super Gedächtnisstütze.

Oder eine Anregung, dem Beispiel zu folgen! 😉

 

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