Training

Tameshiwara – der Bruchtest

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Es hat Vorteile, wenn man Trainer ist: Holzarbeit war angesagt! Mit einem ganzen Korb voll fein getrocknetem Holz in verschiedenen Stärken bin ich zum Training gefahren. Mit dem festen Willen, nicht ohne den Korb voll mit klein gehauenen Schnipseln wieder zu kommen. Schließlich heize ich mit Holz, da kann es gar nicht klein genug sein … Jens DoppelDahinter steckte allerdings nicht nur der Wunsch nach warmen Füßen. Ich wollte wissen, wie gut unser Basistraining in den letzten Monaten hängen geblieben ist, wie gut die Grundtechniken sitzen. Momentan ist unsere Truppe der Erwachsenen recht klein. Was aber gar nicht verkehrt ist. Denn die, die regelmäßig kommen, wollen wirklich Kempo lernen. Also hab ich die Gelegenheit genutzt, und bin ganz tief ins Eingemachte der Grundtechniken gegangen. Gerader Fauststoß, gerader Fußstoß – vom kleinen Zeh bis zur Nasenspitze. Wer seinen Körper ganzheitlich einsetzt, für den ist auch das manuelle Brennholz-Produzieren gar kein Problem.

Doch was soll der Bruchtest? Alles nur Show, um Verwandte und Bekannte zu beeindrucken? Mutprobe für angehende Karate- oder Kempomeister? Worum geht es beim Tameshiwara, dem spektakulären Bruchtest? Zunächst einmal geht es um den Ausübenden selbst. Denn im Bruchtest fließen viele Komponenten zusammen, die passen müssen. Kim Shuto

1. Ist die Technik korrekt? Natürlich das A und O, um Bretter und später Dachziegel oder ähnliches kalt zu verformen. Stehen die Füße korrekt? Gibt das hintere Bein den richtigen Impuls in die Hüfte? Bewegt sich die Hüfte so, dass sie den Gegenzug einleitet und die Wucht des Körpers verstärkt? Sind die Schultern unten und entspannt? Sind die Fäuste, beide (!), korrekt geballt? Und stimmt der Gegenzug, mit dem die Schlaghand erst ins Ziel katapultiert wird? Erst wenn alle diese kleinen Feinheiten aufeinander abgestimmt sind, entfaltet ein Fauststoß seine Geschwindigkeit und damit seine zerstörerische Kraft.

2. Stimmt die innere Einstellung? Häufig wird beim Kampfsport ordentlich in die Luft gehauen. Bahnen laufen, hin und her, immer wieder gleiche Techniken. Absolut notwendig, um die Abläufe zu verinnerlichen. Doch bei all den Luftlöchern wird ganz vergessen, dass Kampf- ja eigentlich Kontakt-Sport ist. Und daher muss immer wieder auch mit Gegner, mit Pratze, mit Sandsack und anderen Hilfsmitteln trainiert werden. Aber das tut doch weh! Na klar, das kann weh tun. Vor allem, wenn die Technik eben doch unsauber ist. Aber ohne die richtige Einstellung, den richtigen Abstand, das richtige Timing, das „Kime“, wird das nix mit dem richtigen Hauen (oder Treten). Und wer beim Wort Pratze schon zusammenzuckt, der sollte das Brett oder den Ziegel gleich ganz vergessen.
Beim Bruchtest kommt es darauf an, sich extrem zu konzentrieren. Sich auf das Ziel zu fokussieren, sowohl rein physisch als auch geistig. Wenn das klappt, gibt das Brett viel schneller auf als ein realer Gegner … Andreas Mae Geri

Der Leser merkt: Bruchtest ist viel mehr als nur „Bretter zerkloppen“. Da stecken ganz wichtige Grundsätzlichkeiten sowohl in der Koordination der Bewegung als auch im geistigen Rüstzeug dahinter. Tameshiwara ist nicht für jeden Entwicklungsstand geeignet. Unsere kleine Erwachsenengruppe besitzt die richtigen körperlichen wie geistigen Fähigkeiten. Also ran an die Holzarbeit, Grobzerspanung war angesagt!

Zunächst versuchten sich Kim, Sabrina, Jens, Andreas, Uwe und ich an Einzeltechniken. Gerader Fauststoß, dann Mae Geri mit einem dickeren Brett (2 cm). Kein Problem, die Splitter flogen, die Bretter knallten. Nächste Schwierigkeit: Doppeltechniken. Hier zählt alles doppelt, ist daher aber viermal so schwer. Denn auf einmal muss nicht nur der Respekt vor einem harten Hindernis überwunden werden, sondern gleich vor zwei. Man muss sich auf zwei Bewegungen konzentrieren, darf also weder bei der ersten noch der zweiten patzen. Ein Bruchtest, der nicht klappt, ist nicht peinlich. Aber er tut verdammt weh!

Unsere Einheit Bruchtest klappte fast perfekt. Bis auf kleine blaue Flecken und ein wenig aufgeschrammte Knöchel verletzte sich keiner. Und selbst unser „Floh“, die vierzehnjährige Kim, zertrümmerte dank Technik und Kime die Bretter gleich reihenweise. Und das mit einem Kampfgewicht von knapp über 40 Kilo! Und so waren nach der hölzernen Trainingseinheit alle zufrieden. Die einen, weil sie mit einem fetten Erfolgserlebnis das Dojo verließen.
Und der Trainer, weil er sich bestätigt gefühlt hat, dass er in Sachen Technik und Einstellung offensichtlich irgend etwas richtig gemacht hatte …

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