Um schlauer zu werden, muss man (oft) eine Reise tun. Gerade ich als Landei kann natürlich nicht warten, bis mich die Erleuchtung hier zwischen Tal und Tanne erwischt.
Da kam mir der „DKV Bundeslehrgang 2014“ Ende Mai in Bad Bentheim gerade recht. Veranstaltet wurde er von einem befreundeten Verein, nämlich „den Nordhornern“. Die Nordhorner zeichnen sich dadurch aus, dass sie dort, wo sie auftauchen, meist mit Bussen kommen. Mit kleineren Gruppen haben die es nicht so, die in Nordhorn.
Wir aber schon. Kim, Uwe und ich passten locker in einen Pkw, mit dem wir uns dann Richtung Westen aufmachen. Die dortige Sporthalle war dann überraschenderweise nicht überfüllt, sondern im Gegenteil eher „luftig besetzt“. Wahrscheinlich war der Bus kaputt.
Machte aber nix, denn so hatten die Dozenten des Tages mehr Zeit für den Einzelnen.
Nach kurzer Begrüßung stand „Dju Su“ auf dem Programm. Der Stil ist eine Gründung vom Kempo-Altmeister Meijers und versteht sich als reine Selbstverteidigung. Unser Dozent Stefan Schimke kam aus Kleve. Meine Partnerin Henrike Hanser-Naber aus Nordhorn kenne ich eigentlich nur im förmlichen Anzug, denn bei uns taucht die Trägerin des 4. DAN immer in offizieller Mission als Kampfrichterin auf. Doch die Dame hat’s drauf, wie sie mir schnell und ruckzuck klarmachte. 🙂 Henrike im Gi, go go go!
Klar machte auch Kim. Und zwar alles, was ihr vor die Fäuste kam. Erst senste sie Uwe um, danach jeden, der nicht bei drei auf dem Baum war. Angst vor Größeren kennt unser Nachwuchs-Star nicht. Kein Wunder, sie muss ja auch oft genug mit mir trainieren! 🙂 Und auch Uwe legte sich mächtig ins Zeug. Die Techniken liegen uns, schließlich ist SV für uns Alltag im Training.
Goju Ryu ist eine Stilrichtung des Karate. Wie uns Sensei Thorsten Dirks (4. DAN) erklärte, haben diese Karateka auch nicht so viel mit Wettkampf am Hut. Eher geht es um angewandte Techniken, zu denen im Goju Ryu auch Würfe und Hebel gehören. Kam uns bekannt vor. Und auch die Techniken und ihre Ausführung waren ähnlich, hätten auch vom Kempo kommen können. Auf gewohntem Terrain bewegten wir uns einigermaßen sicher und konnten Sensei Dirks folgen.
Das sah ausgerechnet bei den beiden Kempo-Großmeistern Joachim Weduwen und Manfred Patan ganz anders aus. Denn die beiden Träger des 6. DAN entführten uns in die Welt des Chi Sao. Die gibt’s nicht nur im Wing Chun, die kennen auch fast alle anderen Kampfsysteme Japans, Okinawas und viele in China. Die Ausführung ist allerdings deutlich unterschiedlich.
Sensei Weduwen hatte einen schönen Drill, also einen festen Ablauf von Techniken, in petto, die er uns in immer komplizierterer Version üben ließ. Sehr spannend, aber auch ganz schön schweißtreibend. Und das, obwohl man sich eigentlich gar nicht groß durch die Halle bewegte oder die Beine in Aktion bringen musste. Das merken wir uns!
Kampf gehört zur Kampfkunst. Und Kumite zum Kampfsport. Der traditionelle Freikampf war die nächste Station. Und der Dozent Köksal Cakir (2. DAN) ein echter alter Haudegen, zigfacher Deutscher Meister und auch international lange Zeit ganz vorn dabei. Das merkte man dem Shotokan-Kämpfer auch an, denn seine Tipps zu Meid- und Angriffsbewegungen waren extrem praxisorientiert. Immer wieder erstaunlich, dass man mit gekonnten Kombinationen tatsächlich in der Lage ist, durch nahezu jede Deckung zu brechen.
Während Uwe sich hier ein wenig schwer tat, fühlte sich Kim pudelwohl. Und mir macht Kämpfen einfach Spaß. Außerdem merkte man sofort, dass Köksal Cakir ein wirklich hochkarätiger Trainer ist: klare Ansagen, motivierende Ansprache an die Gruppe und natürlich saugute Erklärungen. Auf meinem inneren Wunschzettel von Meistern, mit denen ich gern mehr trainieren möchte, ein dickes Plus.
Alles in allem ein klasse Tag mit wirklich guten Referenten, einer sehr angenehm lockeren, aber konzentrierten Stimmung und reichlich Input für eigene Trainingsideen. Danke nach Nordhorn!