Kettlebell-Seminar: Kime mit Kanonenkugeln

Das erste Kettlebell-Seminar für Kampfsportler liegt hinter mir. Gemeinsam mit „meinem“ Physiotherapeuten, Krankengymnasten und Fitmacher Andreas Harder entstand die Idee, die spezielle Kraftgymnastik mit dem originellen Hantelunikum aus Russland in einen Kurs zu packen. Adressat: geübte Kampfsportler mit Ehrgeiz. In fünf Trainingseinheiten brachte uns Andreas in schweißtreibender Manier bis an unsere körperlichen Grenzen. Und manchmal sogar ein wenig darüber hinaus … Die Kettlebell kommt ursprünglich aus Russland. Das wie eine Kanonenkugel mit Henkel aussehende Gewicht diente dem sowjetischen Militär zum effektiven Ganzkörpertraining. Was macht die kugelige Kugel aber so effektiv? Und was unterscheidet ein Kettlebell Workout vom klassischen Gewichttraining?

Ganz einfach: Die Kettlebell wird mit Schwung bewegt. Statt zu versuchen, einzelne isolierte Muskeln anzusprechen, werden ganze Muskelketten beansprucht. Und das nicht nur in Sachen Maximalkraft, sondern vor allem auch durch Verbesserung der Koordination. Die Muskel müssen also „denken“ lernen. Und das ist gar nicht so einfach! Ein imposantes Beispiel (und ein Klassiker der Kugelhantel) ist das „Turkish Stand Up“. Man liegt gemütlich auf dem Rücken und tätschelt sein eisernes Biest. Dann greift man die Hantel, führt sie über die Brust auf die andere Seite, wo schon der in 90 Grad abstützende Arm auf seine Belastung wartet. Die Hantel liegt locker in der Hand am ausgestreckten Arm. Und der bleibt die ganze Übung strikt oben. Und jetzt streckt man den Körper, zieht ein Bein unter den Allerwertesten und steht gemütlich auf. Wobei: Das „gemütlich“ kann man hier streichen, denn die Kugelhantel muss die ganze Zeit schön gerade nach oben zeigen, sonst kann man das Eisenstück nicht halten. Das belastet die gesamte Schulterpartie, die das Gewicht stabilisieren muss. Der Rumpf muss ran, sonst kommt man nicht hoch. Und die Beine werden durch das Auf und Ab gefordert. Richtig: Die Übung geht genauso wieder nach unten. Und dann noch einmal das Ganze. Und nochmal. Hört sich nicht nur schwierig an, sondern ist auch echt anstrengend.

Der gute Andreas kennt unzählige Methoden, seine Pappenheimer mit dem Gewicht aus Russland ins Keuchen zu bringen. Er kann ganz behutsam, er kann aber auch wirklich fies sein. Und fies ist er besonders gerne … Aber, und das ist bei der Kettlebell extrem wichtig: Physiotherapeut Andreas kann’s. Und zwar auch didaktisch. Denn wer glaubt, die Kugelhantel sei ideal für das Workout zu Hause und ohne Anleitung, der sei gewarnt. Durch die Schwungbewegungen kann man sich auch ganz eklige Verletzungen zuziehen oder seine Muskulatur komplett falsch stimulieren. Und wer sich gleich an schwierige Übungen wagt, sei vor der Wucht von 18, 24 oder 32 Kilo gewarnt, die keine Verwandten kennen, wenn sie auf einem unkontrollierten Weg nach unten auf Schultern, Kopf, Beine oder Füße treffen. Ein richtiges Kettlebell-Seminar macht also absolut Sinn.

Trotzdem: Die ersten Male ist der Muskelkater garantiert, und zwar fürchterlich. Dann aber, o Wunder, vollzieht sich nach wenigen Einheiten eine Wandlung in Sachen körperlicher Spannkraft. Denn die nimmt rapide zu. Fast unheimlich, wie gerade Eigengewichtsübungen auf einmal fluppen. Liegestütze, Hochsprünge, Kniehebellauf – all die Gemeinheiten, die aus einem Kampfsporttraining eben ein Kampfsporttraining machen, fallen wesentlich leichter. Genau das war ja auch das Ziel. Und deswegen wird Andreas uns auch die nächsten Monate nicht los, denn natürlich sind wir auch beim nächsten Kurs wieder dabei!