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Offiziell in Japan anerkannt

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„Höher als mein Lehrer kann ich nicht graduiert sein.“ Wenn es um seine Prinzipien geht, dann ist Olaf Bock sehr konsequent. Und Loyalität zu seinem Lehrer, seinem Sifu, gehört unbedingt dazu. „Cor Brugman hatte ewig den 8. DAN. Und daher hatte ich als sein Meisterschüler und Nachfolger den 7. DAN. Basta.“ 2004 wurde er von Cor Brugman zum 7. DAN graduiert. Und das blieb er 16 Jahre lang, obwohl Olaf eigentlich schon längst in anderen Organisationen den 8. und später den 9. DAN inne hatte. 2011 wurde er in Japan zum Kyoshi ernannt, Anfang 2013 erkannte die staatliche Furinkazan Karatedo Society in Japan das Shaolin Kempo als Shorin Kempo Karate an und erhob am 20.07.2014 Olaf Bock in den Rang eines Hanshi mit der Berechtigung, den 9. DAN zu tragen.

Machte er aber nicht. Denn Cor Brugman war eben 8. DAN. Und da Sifu Brugman aufgrund von Krankheit nicht mehr aktiv war und eine noch höhere Graduierung damit eigentlich nicht mehr zu erwarten war, hatte Olaf mit dem Thema DAN-Graduierung für sich abgeschlossen.
Eigentlich. Denn am 23. Mai 2019 änderte sich etwas, sowohl für Cor als auch für Olaf. Denn an dem Tag bekam der Altmeister den 10. DAN verliehen, als Anerkennung für sein Lebenswerk und seine Verdienste um das Shaolin Kempo. Für Cor Brugman war das eine echte Überraschung. Der Holländer war nämlich der Ansicht, dass er durch seine Inaktivität keine weitere Graduierung verdient hätte. Doch letztlich nahm er die Offerte an. Olaf dazu: „Das hatte Cor schon lange verdient. Denn er zählt wirklich zu den Pionieren des Shaolin Kempo, hat mehr als nur eine Generation von Kampfkünstlern entscheidend geprägt, sowohl in Holland als auch in Deutschland und weit darüber hinaus.“

Nun ist diese ganze DAN-Verbands-Klamotte ja ziemlich in Verruf geraten. Zu viele dicke Bäuche, zu viele alte Männer, zu viele Handhebel und „SV“ statt Kampfkunst auf den Seminaren – kein Ruhmesblatt für das Shaolin Kempo. Eher ein trauriges Bild adipöser Körper-Ruinen mit dem Heiligenschein des „Weißt Du noch“ und „Damals war alles viel härter“. Naja, wenn es die Jungs glücklich macht.

Wenig Bauch, viel Bewegung

Da ist Sifu Olaf Bock ein anderes Kaliber. Der bewegt sich geschmeidig und gekonnt. Und sein Training ist echt fordernd, nix für Poser. Aber davon hab ich ja schon reichlich geschwärmt. Dazu kommt aber noch ein Verständnis von Kampfkunst und Lehrer-Schüler-Beziehung, welches tatsächlich was mit „alten Zeiten“ zu tun hat. Wie berichtet hat mich Olaf ganz offiziell als Schüler aufgenommen. Kein Monatsbeitrag, kein Vertrag, keine formelle Bindung. Er hat mich ausgesucht, nicht andersrum. Doch ich hab bei dem Backenbart aus Betzdorf gleich gemerkt, dass ihm diese Schüler-Lehrer-Beziehung tatsächlich mehr bedeutet, als nur die Trainingsgruppe zu vergrößern. Olaf ist mir tatsächlich ein Lehrer, also ein Weg-Kundiger, der mir mit viel mehr weiterhilft als mit dem Beibringen einzelner Techniken.

Obwohl wir uns nur einmal im Monat sehen, obwohl wir annähernd das gleiche Alter erleiden, obwohl ich eigentlich Autoritäten gegenüber eher skeptisch bin.  Aber Olaf Bock hat eben genau die Ausstrahlung, die ich schon bei meinen ehemaligen Lehrern in KungFu (Sifu Winfried), Taekwondo (Meister Oktay) und Kempo (Witalli) erleben durfte. Und mittlerweile bin ich weit genug in meiner Entwicklung in den Kampfkünsten, um nicht nur das technische Wissen und Können anzuerkennen, sondern auch den besonderen Geist, den Spirit, den ein echter Lehrer seinem Schüler mitgeben kann, wenn der ernsthaft bereit ist, sich in der Kampfkunst zu entwickeln.

Und da Olaf eben Olaf ist, hat er sich offensichtlich gedacht, wenn er schon ein anerkannter Hanshi einer offiziellen staatlichen Kampfkunstorganisation ist, dann könnten die Damen und Herren aus Fernost doch eigentlich seine offiziellen Schüler auch anerkennen als eben genau das – als seine Schüler. Und ohne dass Thomas Kuclo und ich es ahnten, zückte unser Sifu am Ende des letzten Trainings in Betzdorf auf einmal zwei Pergamentrollen und überreichte uns ein wenig feierlich die Schriftstücke aus Japan.

Mich hat diese Geste sehr bewegt. Die Urkunde ist schön, aber eigentlich unwichtig. Aber das, was Olaf damit ausdrücken möchte, ist angekommen. Er schätzt unser Engagement und unseren Einsatz für das Shaolin Kempo und unsere Bereitschaft, ihm als Sensei zu vertrauen und zu folgen. Und diese Wertschätzung uns gegenüber bringen wir ihm natürlich auch entgegen. Das hat nichts mit blinder Gefolgschaft zu tun, sondern mit einem tiefen Respekt voreinander.
Also sind Thomas und ich jetzt offiziell in Japan registrierte DAN-Träger. Was uns in unserem Weg, das Shaolin Kempo zu meistern, noch mehr bestärkt. Was uns in unserem monatlichen Training bei Olaf allerdings kein Stück besser macht. Da hilft nur üben, üben, üben. Daher jetzt Finger von der Tastatur und ab ins Dojo!

 

 

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