Uff, geschafft: Das Kobudo Seminar im Kalletal mit Sensei Frank Pelny war ein voller Erfolg. Mehr als 20 Kempoka haben sich vom Chef der europäischen Sektion des Ryukyu Kobudo Tesshinkan inspirieren lassen und gute fünf Stunden eifrig den Langstock gewirbelt, die Sai-Gabeln beschleunigt und sich den Kopf über die doppelte und dreifache Hüftrotation zerbrochen. Womit mein Selbstwertgefühl natürlich einen Sprung nach oben machte, denn wie schon geschrieben hab ich mir fast die Aufhängung meiner Beine gebrochen, als ich mich zum ersten Mal dran versucht hab.
Nachdem die Einladungen an einen Riesenverteiler geschickt waren und die ersten Anmeldungen nur tröpfchenweise eintrudelten, wurde mir als Organisator der Veranstaltung doch ein wenig mulmig. Sollte doch niemand Interesse am originalen Kobudo haben? Doch rund zwei Wochen vor Start kam eine Zusage nach der anderen. Und auch Sensei Frank selber kam mit Verstärkung, brachte mit Viktor und Doreen nicht nur zwei wohlbekannte und im Umgang mit ungelenken Neulingen erfahrene Co-Trainer mit. Alle drei stecken auch mitten in den Vorbereitungen für ihren anstehenden Trip nach Okinawa mit Teilnahme an den dortigen Kobudo-Weltmeisterschaften und, was den dreien noch wichtiger ist, der Prüfung zum nächsten DAN-Grad unter den Augen des Stiloberhauptes Tamayose Hidemi.
Nach einer kurzen theoretischen Einführung ging es dann auch ans Eingemachte. Sprich zunächst an die Hüfte. Und an den Gegenzug, der im klassischen Kobudo für so viel Effizienz sorgt. Ich war gespannt, wie gerade unsere hochrangigen Kempo-Schwarzgurte diese Techniken annehmen würden, denn unsere Stilarten unterscheiden sich doch sehr stark von den Okinawa-Bewegungen. Doch Meister Pelny konnte auch solche Kenner und Könner wie Jörg Knust, Andreas Brechmann, Sylke Kielen oder Witalli Reingard mit Technik und Demonstration überzeugen.
Dass Frank Pelny nicht nur ein hervorragender Kobudo-Meister, sondern auch ein sehr guter Dozent ist, wurde spätestens dann klar, als er in die Detail-Arbeit mit dem Bo ging. Aus den zahlreichen Einzelbewegungen entstand in wenigen Stunden ein ganzes System mit unzähligen Anwendungen. Und auch beim Sai wurden schnell nach ersten Einzelübungen komplexe Bewegungsfolgen abgeleitet. Während wir beim Bo selber ebenfalls Partnerübungen kennen, war die Anwendung der Sai in Kombination mit anderen Sai oder dem Bo für die meisten Neuland.
Fünf Stunden nahmen uns die Spezialisten aus Nordhausen in die Mangel. Die Beine fingen an zu wackeln (den tiefen Ständen sein Dank), die Schultern brannten (ob der ungewohnten Belastung gerade bei den Sai) und die Köpfe rauchten. So entschlossen wir uns, auf den angekündigten Part mit dem Nunchaku zu verzichten und statt dessen noch ein klein wenig Gas zu geben bei Bo und Sai.
Der Muskelkater der nächsten Tage war garantiert. Und für die Teilnehmer waren die fünf Stunden ein ganz neuer Einblick in ein Waffen- und Lehrsystem direkt aus der Heimat von Kempo und Kobudo.
Mir persönlich fiel nach dem Samstag ein Stein vom Herzen. Waren die Teilnehmer zufrieden mit den Inhalten? Und wie empfand Sensei Pelny seinen Ausflug in das Kalletal? Schließlich waren wir die Gastgeber, da möchte man zufriedene Gesichter sehen. Doch das erste Feedback fiel sowohl von den Kempoka als auch vom Kobudo-Meister sehr positiv aus.
Mal schauen, ob wir beim nächsten Intensiv-Seminar in Nordhausen ein paar Köpfe mehr sind, die den Weg an den Südrand des Harzes wagen …
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